Podcasting-Grundlagen: Technik

In dem Beitrag über die Podcastplanung haben wir gelernt, dass man sich Gedanken über die Aufnahmetechnik machen sollte. Doch wie soll das gehen, wenn man sich damit gar nicht auskennt? Das wollen wir in diesem Beitrag angehen! Wir schauen uns an, wie der grundlegende Aufbau der Technik für Podcastaufnahmen aussieht und wie wir mit der Praxis loslegen können.

Grundaufbau

Vereinfacht gesagt wollen wir die Schallwellen, die unseren Mund verlassen, mit technischen Mitteln erfassen und in möglichst guter Qualität dauerhaft abspeichern. Wenn wir den Weg nachverfolgen, so sehen wir drei Bausteine, die ihre spezielle Aufgaben übernehmen:

  • Schallwellen in elektrische Signale wandeln
  • Elektrische Signale in digitale Daten wandeln
  • Digitale Daten verarbeiten und speichern

Auf dem folgenden Bild ist so eine Kette dargestellt, die analogen Ton von einem Mikrofon mit Hilfe eines Audio-Interfaces verstärkt, in digitale Signale umwandelt und zum PC schickt. Dabei wird das Mikrofon über ein sog. XLR-Kabel am Interface angeschlossen und das Interface über das übliche USB-Kabel am PC.

Technikaufbau für die Aufnahme

Warum das der Grundaufbau ist? Weil in dieser Form praktisch jede digitale Audioaufzeichnung funktioniert: Auch die Aufnahme mit dem Smartphone funktioniert nur, weil es innerhalb des Smartphones ein kleines Mikrofon, einen kleinen Verstärker und einen analog zu digital Wandler gibt.

Es gibt auch Mikrofone, die man direkt per USB an den PC anschließen kann. Diese haben den gleichen Aufbau, nur wurden die einzelnen Komponenten in ein Gehäuse verpackt, was sie handlicher und auch günstiger macht. Leider oft auf Kosten der Aufnahmequalität.

USB-Mikrofon

Auch wenn die Aufbauten so viele Ähnlichkeiten aufweisen, so unterscheiden sich die Eigenschaften der einzelnen Komponenten von Fall zu Fall. Welche Eigenschaften das sind erfahren wir jetzt: Starten mit dem Mikrofon.

Mikrofone

Das Mikrofon ist wohl die älteste Komponente in der Kette, die ersten Mikrofone wurden bereits im 19. Jahrhundert gebaut. Es gibt heutzutage eine Vielzahl verschiedener Mikrofone, mit verschiedenen Eigenschaften für diverse Einsatzzwecke. Wir betrachten hier die wichtigsten Merkmale, die uns beim Einstieg ins Podcasting helfen werden.

Wandlerprinzip

Es gibt mehrere Prinzipien, nach denen ein Mikrofon die Schallwellen in elektrische Signale umwandeln kann. Ohne in die Details einzutauchen, dafür gibt es anderweitig gute Literatur, werden wir uns hier zwei Kategorien widmen, die uns im Podcasting öfters begegnen werden: Dynamische Mikrofone und Kondensatormikrofone. 

Die dynamischen Mikrofone erzeugen direkt aus der Schallwelle ein (schwaches) elektrisches Signal, welches dann verstärkt werden muss. Von ihrer Bauweise her sind die dynamischen Mikrofone robuster, sie sind weniger empfindlich für Störgeräusche und daher oft bei den Musikern auf der Bühne vorzufinden.

Kondensatormikrofone haben eine interne Elektronik, die aus den Schallwellen, die auf zwei Platten treffen (=Kondensator, daher der Name), die elektrischen Signale erzeugt. Diese Mikrofone sind empfindlicher (akustisch und mechanisch), benötigen eine zusätzliche Spannung, die ihre interne Elektronik versorgt: Die sogenannte Phantomspeisung, oft mit „48 V“ gekennzeichnet. Diese Mikrofone werden eher in ruhiger Umgebung eingesetzt, zum Beispiel im Studio.

Wann nehme ich welches Mikrofon, welche Vor- und Nachteile haben sie? Es gibt eine einfache Regel: Hat man eine ruhige Umgebung, die wenige Störgeräusche und Echos aufweist, dann kann man zu einem Kondensatormikrofon greifen. Man bekommt eine Aufnahme mit mehr Details und Nuancen der Stimme und muss nicht so stark auf den Abstand zum Mikrofon achten. Hat man jedoch eine Umgebung, die nicht für Aufnahme angepasst wurde (Wohnzimmer, Büroraum, Café), dann kann das dynamische Mikrofon bessere Ergebnisse liefern. Nachteilig ist, dass die Aufnahme etwas dumpfer klingt und weniger Details der Stimme enthält. Um eine gleichbleibende Lautstärke zu erhalten muss man auch den Abstand zum dynamischen Mikrofon konstant halten, was eine gewisse „Mikrofon-Disziplin“ erfordert.

Mikrofoncharakteristik

Ein weiteres Merkmal, welches bei den Mikrofonen angegeben wird, ist die Charakteristik: Zum Beispiel „Niere“ oder „Kugel“. Diese Bezeichnung beschreibt in welche Form der Bereich um das Mikrofon aussieht, in dem die Empfindlichkeit am größten ist. Mikrofone mit einer Kugelcharakteristik nehmen den Ton in alle Richtungen gleich stark auf: Vor dem Mikrofon, seitlich oder hinter dem Mikrofon, man hört die Stimme gleich laut. Solche Mikrofone nimmt man gerne für Reportagen, wenn man mehrere Menschen gleichzeitig oder Außengeräusche aufnehmen will. Vereinfacht gesagt: Gleich wie ich das Mikrofon halte, es klingt immer gleich laut. Möchte man diesen Effekt nicht haben und die Stimme von vorn lauter hören, als die Geräusche von den Seiten, dann braucht man ein Mikrofon mit Nieren- oder sogar Supernierencharakteristik. Für Podcastaufnahmen, ob alleine oder mit Gästen, empfiehlt sich diese Charakteristik, denn auch Störgeräusche und Hall fallen weniger ins Gewicht.

Kugel- und Nierencharakteristik der Mikrofone

Wir kommen auf die Eigenschaften der Mikrofone zurück, wenn wir über die gute Tonqualität sprechen.

Audiointerfaces/Rekorder

Nachdem nun der Schall auf ein Mikrofon trifft und in elektrische Impulse umgewandelt wird, müssen diese verstärkt und digitalisiert werden, wenn wir eine Aufnahme mit PC oder Rekorder machen wollen.  Für Podcasting können wir zwischen zwei Typen solcher Geräte unterscheiden: Audio-Interfaces und Audio-Rekorder (manche sind auch eine Kombination aus beiden Arten).

Audio-Interfaces

Audiointerface

Interfaces (dt. für Schnittstellen) haben die Aufgabe das Signal vom Mikrofon zu verstärken, zu modifizieren und in digitale Daten umzuwandeln. Die meisten modernen Interfaces, die für Podcasting interessant sind, haben einen oder mehrere sog. XLR-Anschlüsse (1) für das Mikrofon. Die Verstärkung des Eingangssignals lässt sich mit dem Drehregler (2) verstellen, der in dem meisten Fällen die Bezeichnung „GAIN“ trägt. Ein weiterer wichtiger Anschluss (5) sowie die dazugehörige Verstellung der Lautstärke (7) sind für Kopfhörer vorgesehen. Damit kann man den Ton des Mikrofons direkt hören und somit kontrollieren. Bei Aufnahmen mit mehreren Teilnehmer:innen hört man sich besser durch die Kopfhörer, was eine gleichmäßigere Gesprächslautstärke ermöglicht. Der Drehregler „MONITOR“ (4), falls vorhanden, steuert die Lautstärke der Ausgänge, die Interfaces auf der Rückseite haben. Diese Ausgänge werden öfters benutzt, um Lautsprecher anzuschließen. Der Anschluss an den PC erfolgt per USB (6) und benötigt keine zusätzliche Stromversorgung.

In der Regel haben die Audio-Interfaces eine Anzeige für den Pegel des Eingangs: Manchmal ist es eine einzelne LED, die grün/gelb/rot leuchtet und manchmal ein kleines Display. Diese sind dafür da, um die Verstärkung richtig einstellen zu können. Diese darf nicht zu gering sein (gar keine Anzeige) oder zu hoch sein (meistens mit roter Farbe gekennzeichnet). Da die richtige Einstellung und die Vorgehensweise stark von der tatsächlich eingesetzter Technik abhängt, verweise ich hier auf zahlreiche Videos bei YouTube, die man mit der Suchanfrage „Interface Pegel“ findet.

Der letzte wichtige Punkt bei den Audio-Interfaces ist die Phantomspeisung. Wie in den Grundlagen der Mikrofone dargestellt, benötigen Kondensatormikrofone eine Spannungsversorgung ihrer interner Elektronik. Die meisten Interfaces können diese Spannung bereitstellen, sie muss jedoch mit einer Taste (3) aktiviert werden. Bei vielen Herstellern wird sie mit „48 V“ gekennzeichnet. Für dynamische Mikrofone sollte die Phantomspeisung am Interfaces ausgeschaltet sein.

Der Vorteil der Interfaces ist deren Preis-/Leistungsverhältnis und die einfache Handhabung. Nachteilig kann jedoch die Tatsache sein, dass diese Geräte nur in Verbindung mit einem PC oder Tablett genutzt werden können, um Podcasts aufzuzeichnen.

Audio-Rekorder

Wenn man doch unterwegs ohne PC aufzeichnen möchte, greift man zu Audio-Rekordern. Diese ähneln den Audio-Interfaces,  sind aber batteriebetrieben und können die digitalen Daten meist auf eine SD-Karte abspeichern. Sie arbeiten damit autonom. Je nach Preisklasse haben die Audio-Rekorder eingebaute Mikrofone oder XLR-Anschlüsse, um externe Mikrofone anzuschließen. Genau wie die Audio-Interfaces besitzen die Rekorder Regler für Verstärkung, Anschlüsse für Kopfhörer und haben die Möglichkeit eine Phantomspeisung einzuschalten.

Rekorder sind um ein Vielfaches teurer als Interfaces mit vergleichbarer Tonqualität. Daher sind sie nicht die erste Wahl für Einsteiger.

* = Affiliate-Links


Beitrag veröffentlicht

in

,

von

Schlagwörter:

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert