„Herr Lezner, Sie müssen Ihre Frustrationstoleranz erhöhen“ – sagte einmal ein ehemaliger Chef zu mir. Er wirkte auf mich nie frustriert. Auf der anderen Seite konnte jeder Mitarbeiter sehen, wie resigniert er nur noch Dienst nach Vorschrift machte.
Frustration ist nicht angenehm. Aber sie zu vermeiden, indem man alles abprallen lässt und möglichst widerstandslos durch den Tag geht, ist keine Lösung.
Ich kenne die Frustration bei der Arbeit nur zu gut. Wenn Dinge nicht so laufen, wie ich mir das vorstelle. Wenn Entscheidungen getroffen werden, die ich für falsch halte. Es ist nicht nur ein kleines Ärgernis, wie jemand, der vor einem an der Ampel eingeschlafen ist. Es ist eine tief sitzende, nagende Unzufriedenheit, die einen ständig umkreist und die Stimmung nachhaltig verdirbt. Dennoch halte ich es für falsch, den Frust zu betäuben, um besser gelaunt zu sein. Denn er ist eine Quelle der Verbesserung und der Innovation. Oft gibt es gute Gründe, die zum Frust geführt haben. Es sind Dinge im Arbeitsalltag, die einem nicht egal sind, man will eine Verbesserung für sich, das Team und das Unternehmen. Man spürt die Verantwortung, etwas zum Besseren zu verändern.
Für mich ist es eine fortwährende Aufgabe, die Kraft der Frustration umzulenken und von destruktiver in konstruktive Energie umzuwandeln. Das klappt mal besser, mal schlechter, aber Übung macht den Meister.
Was kann man also tun?
Schritt 1: Signale wahrnehmen
Finde heraus, ob du frustriert bist. Welche Gefühle sind damit verbunden (Wut, Trauer, Angst)? Gibt es körperliche Anzeichen (Herzklopfen, Kopfschmerzen)? Hat sich die Kommunikation mit anderen verändert (Reizbarkeit, laute Stimme, Isolation)?
Schritt 2: Akzeptiere deine Frustration und gib dir Raum
Ja, du bist frustriert. Akzeptiere es, ohne es negativ zu bewerten. Es ist in Ordnung, frustriert zu sein. Mache dir bewusst, was zu der Frustration geführt hat, welche Erwartungen nicht erfüllt wurden. Versuche nicht sofort nach Schuldigen oder Lösungen zu suchen, sondern gönne dir eine Pause, verlagere den Fokus auf andere Dinge. Sorge für Ablenkung (Sport, Hobby, Netflix).
Schritt 3: Feiere den Weg
Denke an die positiven Dinge, die dich in diese Situation gebracht haben und lerne sie zu schätzen. Versuchst du in deiner neuen Verantwortung etwas zu bewegen und stößt dabei auf Widerstand? Freue dich darüber, dass man dir mehr Verantwortung zutraut. Das ist eine tolle Bestätigung. Konzentriere dich auf den Weg zu dieser Aufgabe und auf die neuen Möglichkeiten, die sich dir eröffnen.
Schritt 4: Aus Frustration Energie schöpfen
Wie kannst du deine Frustration positiv darstellen? Du bist mit dem Herzen bei der Sache und kämpfst für ein größeres Ziel. Ohne Frustration und Widerstand wäre die Veränderung nicht wichtig genug. Du bewegst etwas Bedeutendes, Frustration ist ein Maß für die Bedeutung.
Schritt 5: Gehe den Weg nicht allein.
Suche dir Unterstützung und Mitstreiter. Manchmal sind es Menschen, die für die gleiche Sache kämpfen, manchmal haben sie einfach nur ein offenes Ohr für dich. Nimm Hilfe an, wenn sie dir angeboten wird. Und wenn nicht, frage, ob dir jemand helfen kann. Einsame Helden gehen schnell verloren.
Jeder Mensch geht anders mit Frustration um. Um die Spirale der schlechten Laune zu durchbrechen, lohnt es sich, sich umzuschauen.
Und wie gehst du mit Frust um?