Vor langer, langer Zeit gab es Foren, soziale Medien und das Internet, in denen Menschen zusammenkamen, um ihr Wissen auszutauschen, von anderen zu lernen und gemeinsam neue Erkenntnisse und Erfahrungen zu sammeln. Alles, was die Menschen bewegte, wurde geteilt, gelesen, interpretiert und wieder geteilt. Das Internet hat uns nicht nur mit Wissen, sondern auch mit neuen sozialen Beziehungen bereichert: Es entstanden vielfältige Gemeinschaften, in denen sich Menschen willkommen fühlten und ihre Energie in den Erhalt dieser Soziotope investierten.
Doch lange vor der feindlichen Übernahme von Twitter durch den, dessen Name nicht genannt werden darf, begannen diese Lernorte zu verschwinden. Sie verschwanden im digitalen Raum, der von politischer Empörung befeuert wurde. Die eher rationalen, wissensvermittelnden Beiträge spielten nicht nach den Regeln der Algorithmen und brachten den Plattformen nicht die begehrten Likes und Retweets ein. Die Feeds wurden zunehmend mit politischen und medialen Beiträgen gefüllt, die einfach mehr Interaktion versprachen: Empörung bringt Reichweite und Geld.
Und wenn ich mir die heutigen Netzwerke anschaue, dann überwiegen die Beiträge, die irgendwie nach Aufmerksamkeit schreien, sei es auf Mastodon, BlueSky oder LinkedIn. Wer nüchtern über ein neu gelesenes Buch berichtet, ist praktisch unsichtbar. Hashtags wie „WOL“ oder „WorkingOutLoud“, die vor einigen Jahren die Lerncommunity zusammengebracht haben, sind praktisch nicht existent. Zwischen zwei Posts mit Wissen und nüchternen Informationen stehen fünf Beiträge über Bürgergeld, zugeparkte Radwege, Elektroautos, Donald Trump und Christian Lindner. Die Aufmerksamkeit richtet sich auf Themen, die auslösen und emotional berühren.
Ich vermisse die Orte, an denen leidenschaftlich über Agilität im Unternehmen oder NewWork diskutiert wird. Wo Blogbeiträge und Berichte von Barcamps geteilt wurden. Wo alle zwei Wochen ein Meetup beworben wurde, bei dem die Menschen auch in echt zusammenkamen, um gemeinsam besser zu werden.