Schon vor dem durchgeknallten Präsidenten der USA und den Tech-Bros, die ihm den Arsch küssen, war es keine gute Idee, die eigene digitale Infrastruktur an Big Tech zu überreichen. In der aktuellen Situation (September 2025) ist die Lage noch ungewisser. Und auch wenn man sich (digital) nicht komplett von den USA lösen kann, kann man zumindest einen Teil seiner digitalen Abhängigkeit zurückfordern.

In meinem Fall bedeutet es, mich aus dem iCloud-Käfig zu befreien. Zwar nutze ich weiterhin mein iPhone, bei den Cloud-Diensten verlasse ich mich jedoch nicht mehr auf Apple. Allerdings ist dieses Unternehmen gar nicht an solchen „rebellischen” Zügen interessiert und macht es einem nicht einfach, die iCloud zu verlassen. Teilweise durch guten Service und teilweise durch technische Hürden. Ich versuche hier die Applikationen bzw. Anwendungsfälle zu beschreiben sowie die Alternativen, die ich gut und gerne nutze.

Einsatz eines NAS

Die von mir genutzte alternative Cloud ist allerdings mit weiteren Kosten verbunden: ein NAS von Synology. Es kann natürlich auch ein anderes Modell eines anderen Herstellers sein, aber bei Synology kenne ich mich mit der Software aus. Je nach Ausstattung und Speichergröße muss man mit 300 bis 600 Euro rechnen. Dazu kommen noch die Stromkosten und gegebenenfalls die Kosten für ein Offsite-Backup.

Warum ein NAS statt der Cloud? Weil alle Daten auf meiner eigenen Infrastruktur laufen und der lokale Zugriff schneller ist. Unterwegs kann ich außerdem über VPN auf das NAS zugreifen. Das funktioniert in der Praxis besser als gedacht.

Fotos

Ach, Apple Fotos – meine Hassliebe. Einerseits ist die App für einfaches Fotomanagement und -bearbeitung gut genug, andererseits können die Fotos nur über die iCloud synchronisiert werden. Unter macOS und iOS kann die App nicht genutzt werden, wenn die Fotos außerhalb der Apple-Fotobibliothek liegen. Für mich ist das ganz klar eine von Apple extra errichtete Hürde. Uncool, Apple! 😠

Apple PhotosSynology Photos **) benötigt ein Synology-NAS

Meine Alternative für Apple Fotos ist die Photos App von Synology. Sie ist einfach gestaltet, kann die Fotos auf die Synology synchronisieren und bereits abgelegte Fotos anzeigen. Man hat auch eine Webapplikation und kann die Fotos damit besser verwalten. Ähnlich wie in Apple Photos kann man bei Synology seine Bilder in einem privaten und geteilten Bereich ablegen. Super praktisch, wenn man die Cloud in der Familie nutzt.

Dateien

Hier kommt auch Synology zum Einsatz: Synology Drive. Ähnlich wie iCloud Drive, OneDrive etc. kann man mit dem Dienst von Synology Dateien zwischen Geräten synchronisieren. Funktioniert sehr gut auf dem Mac und auch unter iOS.

iCloud DriveSynology Drive **) benötigt ein Synology-NAS

Notizen

Ich fand die Notizen-App von Apple von der Funktionalität her gut. Sie ist übersichtlich und einfach zu nutzen. Allerdings können die Notizen nur mit der iCloud synchronisiert werden. Ich möchte meine Notizen jedoch einfach sichern und jederzeit ohne Zusatzsoftware nutzen können.

Nach langer Suche nach einer Notiz-App (es gibt zu viele davon, aber meistens passt irgendwas nicht), bin ich bei Joplin gelandet. Es ist eine Open Source Applikation, für alle Desktop- und mobile Betriebssysteme, unterstützt Markdown und hat jede Menge Plugins. Bei mir funktioniert Joplin reibungslos auf dem Mac und auch unter iOS. Synchronisation geht bei mir über Nextcloud, wobei natürlich auch da die Synology mit WebDAV funktionieren würde. Joplin ermöglich auch die Client-seitige Verschlüsselung (end-to-end) der Notizen, was den Sync noch sicherer macht.

Apple NotesJoplin

Passwörter

Einen Ersatz für die Passwort-App musste ich wirklich lange suchen. Passwortmanager gibt es viele, aber nur wenige sind Open Source, haben einen vernünftigen Sync und funktionieren auf den Betriebssystemen von Apple.

Ich bin schon früher auf Bitwarden gestoßen, habe die App aber wegen mangelhafter Usability und schlechter Integration in die Apple-Browser verworfen (ja, ich nutze Safari). Jetzt habe ich mir überlegt, der Software eine zweite Chance zu geben, zumal ich die Open-Source-Implementierung des Bitwarden-Servers namens Vaultwarden für mich entdeckte.

Die Integration und die Benutzerführung von Bitwarden sind noch nicht auf dem Niveau von Apples eigener Software. Allerdings ist der Unterschied mittlerweile sehr gering geworden, sodass Bitwarden bei mir Passwords komplett ersetzt hat. Manchmal hakt das Safari-Plugin, aber nach einem Browserneustart funktioniert alles wieder. Und die Synchronisierung erfolgt über meinen eigenen Heimserver. Ich muss meine Passwörter keinem US-Unternehmen mehr anvertrauen. Eigentlich gar keinen anderen Unternehmen…

Mit iOS 26 kann man Bitwarden auch als Standardapplikation für Passwörter und Passkeys setzen. Und Bitwarden kann 2FA-Codes generieren und diese direkt im Browser einsetzen. Also schon 97% der Apple-Software 💙

Apple PasswordsBitwarden

iCloud-Dienste deaktivieren

Hat man alle Ersatzdienste eingerichtet, sollte man die entsprechenden Dienste der iCloud auf allen Geräten deaktivieren. Sonst speichert man vielleicht die Daten versehentlich in der falschen Wolke ☁️

Zugriff von unterwegs

Um auf die Fotos und Dateien zugreifen zu können, habe ich mich für ein VPN entschieden. Denn so muss ich den Synology NAS nicht nach außen öffnen und habe dadurch weniger schlaflose Nächte. Mit der FritzBox und WireGuard lässt sich ein VPN aber auch sehr einfach einrichten und nutzen. Mit Shortcuts auf iOS starten der VPN-Tunnel sogar automatisch bei Nutzung der Synology-Apps (wenn ich nicht im heimischen WLAN bin).

Wenn ich Dateien mit Menschen außerhalb meiner Familie teilen möchte, nutze ich Nextcloud. Die Instanz ist auf dem Hosting installiert, wo auch dieser Blog läuft. Somit entstehen mir da keine zusätzlichen Kosten.

SynologyDrivePhotosNextCloudHeimnetzVPNNotizenHetznerOffsite BackupStorageBox📦Backup

Was ist in der iCloud geblieben?

Was ich weiterhin in der iCloud synchronisiere, sind Lesezeichen und Kalender. Bookmarks, weil es bisher keinen guten Ersatz für Safari mit iCloud-Sync gibt (Firefox ist nur ein Semi-Ersatz, die UX ist schlecht). Und Kalender, weil der CalDAV-Standard kein Push vorsieht. Wir haben mehrere gemeinsame Familienkalender und es ist sehr praktisch, wenn das Smartphone einen sofort über neue Termine benachrichtigt. Apple nutzt zwar CalDAV, löst den Push aber über den eigenen proprietären Weg. 

Bookmarks und Kalender sind außerdem Daten, deren Verlust ich verkraften könnte. Wichtige Links lege ich ohnehin in Joplin ab und den Rest werde ich schon wiederfinden.

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